Was ist ein Trauma?
Als Trauma bezeichnet man eine Wunde, in der Medizin eine Verletzung des Körpers, in der Psychologie eine Verletzung der Seele. Hier geht es um die Verletzungen der Seele.
Welche Ereignisse menschliche Seelen in welcher Weise verletzen, hängt von den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten und den Kontext- bzw. jeweiligen Umweltbedingungen ab.
Traumata können sich ausbilden nach schwerwiegenden, bedrohlichen Ereignissen:
Naturkatastrophen, Unfälle, Terror, Krieg, Kriegsfolgen, Folter, Fürsorgeentzug und Verwahrlosung (im Kindesalter), schwerwiegende, latente Überforderungen (bei Kindern), früher oft auch Missbrauch[1] genannt, Gewalt, körperliche, seelische[2], sexuelle Gewalt, Verlust, unverarbeitete Trauer, etc.
Betroffene Menschen erleben sich in diesen Situationen als hilflos, ohnmächtig und schutzlos ausgeliefert. Sicherheit als ein grundlegendes, menschliches Bedürfnis ist nicht mehr oder nur noch in Fragmenten vorhanden. Dazu kommt das Erleben, dieses Sicherheitsgefühl nicht aus eigener Kraft wieder herstellen zu können.
Fischer und Riedesser, Lehrbuch der Psychotraumatologie, München, 1998, S. 79., sprechen in ihrer Definition von „ [….] einem vitalen Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, ….., das so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt“.
Diese Erschütterung des eigenen Sicherheits- und Selbsterlebens und die Vermeidung von Triggern (die Gefühle der Bedrohung auslösende Momente, Impulse aus der Umwelt), die den Betroffenen immer wieder in diese belastenden Gefühle führen, lässt die betroffenen Menschen Handlungsmuster (Schutzmuster) entwickeln, die ihnen selbst und anderen oft als seltsam vorkommen.
Menschen in ihrem Umfeld, die nur die Schutzmuster, Vermeidung oder die von Angst ausgelösten Handlungen erleben, sind irritiert und senden diese Botschaft explizit oder implizit an den traumatisierten Menschen zurück.
Dieser bekommt damit dann die Rückmeldung, dass er wirklich nicht in Ordnung ist, so wie er ist. Er sieht sein eigenes Selbsterleben bestätigt. Je mehr negative Rückmeldungen er bekommt, desto mehr wird er sich zurückziehen.
Folgen können sein: Ständig auftretende Erinnerungen an das belastende Ereignis, die für den Betroffenen unkontrollierbar aufflackern, ein latenter Stresspegel, ständiges Wieder-Durchleben der belastenden Erfahrungen, körperliche Anspannung, Schmerzen, Panikattacken, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Herzrasen, etc..
Der normale Erregungspegel („gute“ Balance zwischen Anspannung und Entspannung) ist dauerhaft erhöht. Gefühlt wird oft auch eine latente innere Unruhe.
Wenn die Symptome Vermeidung, hohe Erregung und immer wiederkehrende Erinnerungen (Flashbacks) auftreten, spricht man von einer PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung).
Neben der PTBS können auch andere Traumafolgestörungen ausgebildet werden, wie z.B. die Depression, Autoimmunerkrankungen, Hauterkrankungen (auch Schleimhauterkrankungen), Anpassungsstörungen, bis hin zu Persönlichkeitsstörungen, wie z.B. dem Borderlinesyndrom.
Je rascher nach einem Ereignis und einem belasteten Selbsterleben professionelle Hilfe aufgesucht wird, je wahrscheinlicher ist eine Bewältigung des Ereignisses, bzw. des bereits ausgebildeten Traumas.